Ein spannendes Gespräch mit Ulrich Schlie, dem Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) an der Uni Bonn, erlebten die Mitglieder des Bonner Medien-Clubs. Foto: Dynewski

Der BMC hatte kürzlich die Gelegenheit zu einem Hintergrundgespräch mit Professor Dr. Ulrich Schlie, dem Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) an der Uni Bonn. Schlie, der 27 Jahre im Auswärtigen Dienst, vornehmlich im Bundesverteidigungsministerium, tätig war, bevor er 2014 wieder in die Wissenschaft wechselte, hat am CASSIS den Kissinger-Lehrstuhl inne, über den er sagte, man schreibe dort keine Hagiographie des gerade verstorbenen Ex-US-Politkers und Harvard-Professors Kissinger.

 

Das Gespräch fand mit rund 40 Teilnehmenden im Hörsaal 6 des Hörsaalzentrums auf dem Campus Poppelsdorf statt, auf dem sich noch viele Baustellen auftun. Professor Schlie wollte keine „professorale Vorlesung“ halten, sondern ein Gespräch führen. Klar war, es sollte um die Konfliktherde gehen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Gaza-Krieg, den die Hamas mit ihrem Terrorangriff auf israelische Zivilisten am 7. Oktober ausgelöst hat.

In einer Tour d’horizon skizzierte Professor Schlie, wie sich gerade – wieder einmal – die politischen Mächte in der Welt neu ordnen. Viel war die Rede von Fehleinschätzungen, etwa was die Kriegsabsichten Wladimir Putins anging, die schwindende Bedeutung der Vereinten Nationen und die Gefahren, die der Iran darstellt.

Ganz zu schweigen, was aus der Europäischen Union wird, falls die Republikaner mit Donald Trump im November ins Weiße Haus in Washington einziehen werden. Erleben wir bald ein post-amerikanisches Zeitalter? Einen Blick warf Professor Schlie auch auf die deutsche nationale Sicherheitsstrategie, die er als „nur beschreibend“ einordnete. Der Pazifikregion sollten die Deutschen mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen, wenn es nach dem CASSIS-Direktor geht.

Es entspann sich danach eine angeregte Fragerunde, bei der auch kritische Stimmen laut wurden. Diese hätte sicherlich sehr viel länger gedauert, wäre nicht nach gut einer Stunde das Gespräch nach draußen ins Foyer verlegt worden, wo man in kleiner Runde mit dem Gast weiter diskutierte und einen kleinen Imbiss genießen konnte, den die umsorgende Katja Dynewski aufgebaut hatte.

Ulla Thiede