Beim Besuch des CDU-Europaabgeordneten Axel Voss beim Bonner Medien-Club stand die Zukunft Europas im Mittelpunkt. Voss skizzierte die großen Herausforderungen für die EU: Klimakrise, Migration, Digitalisierung und geopolitischer Druck von außen. Er forderte mehr politische Führung – insbesondere von Deutschland – und ein entschlosseneres gemeinsames Handeln der Mitgliedsstaaten.

Mit Blick auf die Digitalisierung sprach sich Voss für mehr europäische Souveränität und eine Stärkung eigener Infrastrukturen aus. Auch rechtliche Fragen wurden thematisiert, etwa das sogenannte Plattformprivileg, das großen Internetkonzernen rechtliche Vorteile verschafft. Hier sei eine Reform überfällig, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

Voss plädierte für mehr Gemeinsamkeit in der Außen-, Sicherheits- und Technologiepolitik – und machte klar: Nur wenn Europa seine Kräfte bündelt, kann es auch künftig eine gestaltende Rolle in der Welt einnehmen.

Richard Bongartz

Beim Bonner Medien-Club stand ein Thema auf dem Programm, das selten so greifbar und gleichzeitig so abstrakt ist: Cybersicherheit. Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), sprach im Schützenhof über die wachsenden Herausforderungen im digitalen Raum – von Ransomware-Angriffen bis zu Sicherheitslücken in der kritischen Infrastruktur. Ihr zentrales Anliegen: IT-Sicherheit muss verständlich, anwendbar und vor allem mitgedacht werden – nicht nur von Fachleuten, sondern in der gesamten Gesellschaft.

Plattner bringt für diese Aufgabe einen bemerkenswerten Werdegang mit: Sie studierte Mathematik an der TU Darmstadt und absolvierte ein Masterstudium in angewandter Mathematik in den USA. Ihre berufliche Laufbahn führte sie über Stationen als Softwareentwicklerin und CIO der Bahn-Tochter DB Systel bis hin zur Europäischen Zentralbank, wo sie als Generaldirektorin für Informationssysteme tätig war. Seit 2023 leitet sie das BSI – als erste Frau an der Spitze der Behörde.

Im Gespräch mit den BMC-Mitgliedern betonte Plattner, wie wichtig klare Zuständigkeiten und eine gute Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Wirtschaft und Zivilgesellschaft seien. Das BSI wolle sich stärker als aktiver Gestalter der Digitalisierung positionieren – nicht nur als Feuerwehr im
Krisenfall, sondern als strategischer Partner in einer vernetzten Welt.

Richard Bongartz

Zum Hintergrundgespräch mit Dr. Katrin Vernau waren auch unsere Fördermitglieder eingeladen. Unser Gast hat am 1. Januar 2025 das Amt der Intendantin des Westdeutschen Rundfunks übernommen. Somit stellte sie sich bereits vor Ablauf der 100-Tage-Frist den Fragen unserer Mitglieder. Erst am 10. April endet also ihre allgemein anerkannte Schonfrist. Sie gab auf der Waldau einen Ausblick darauf, wie sie sich die Zukunft des WDR vorstellt. Die 51-Jährige war zuvor unter Tom Buhrow als Verwaltungsdirektorin des WDR tätig und bringt auch Erfahrung aus der Hochschulleitung in Ulm und Hamburg sowie aus der Unternehmensberatung, zuletzt als Partnerin bei Roland Berger, mit.

Ein Schwerpunkt ihrer Strategie liegt auf Regionalität. Da viele den Westdeutschen Rundfunk mit dem Begriff „Heimat“ verbinden, ist es ihr wichtig, mit dem Programm näher an die Menschen im Westen zu rücken. Dabei geht es nicht nur darum, flächendeckend präsent zu sein, sondern auch um die „multidimensionale Perspektivität“, die das Programm bieten sollte.

Zum Thema Verbreitung über Plattformen, die nicht vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk kontrolliert werden, sprach Vernau davon, dass sie wünscht, dass Audiothek, Mediathek und lineare Angebote die entsprechende Relevanz haben. Dennoch sei die Realität, dass viele Menschen nur über Social Media erreicht werden können. Deshalb müsse der WDR auch dort präsent sein. Sie möchte die eigenen Plattformen attraktiver machen und zieht dabei Kooperationen mit privaten Medien in Betracht, um gegen kommerzielle Plattformbetreiber schlagkräftiger zu sein.

Jérôme Lefèvre

Dunkelblauer Lkw, glänzendes Werkzeug, motivierte Menschen in Uniform – und mittendrin: der Bonner Medien-Club. Nein, keine neue Netflix-Serie, sondern ein Abend mit Tiefgang beim Technischen Hilfswerk (THW) in Bonn. Präsidentin Sabine Lackner ließ keine Fragen offen: Es gab Klartext zu den Herausforderungen des Bevölkerungsschutzes. Klimawandel, Blackouts, Großschadenslagen – da braucht’s nicht nur Muskelkraft, sondern auch Hirnschmalz. Man richtet sich auf Szenarien ein, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren.

Zuvor hatte Sprecherin Marlene Stube einen Überblick gegeben. Über Aufbau, Struktur, Einsatzoptionen und Zivilschutzfähigkeit des THW. Auch das Jubiläum wurde gewürdigt: 75 Jahre THW, das sind wohl auch 75 Jahre gelebte Solidarität, so Stube. Gegründet 1950 von Otto Lummitzsch, gilt das THW heute mit über 80.000 Ehrenamtlichen als unverzichtbare Säule der deutschen Krisenbewältigung – und das weltweit.

Danach ging’s raus auf den Hof – dahin, wo’s blinkt und brummt. Die BMC- Mitglieder durften den Gerätekraftwagen (GKW) bestaunen und kamen mit den Einsatzkräften ins Gespräch. Ein Abend mit viel Input, Austausch und spürbarem Respekt. Es bleibt eine große Portion Bewunderung für Menschen, die dann einspringen, wenn andere weglaufen. Schade, dass die Zahl der Besucher aus dem Club überschaubar war.

Richard Bongartz, Wahid Samimy