Auf den Spuren der EU in Brüssel
Internationale Politik, süße Waffeln, starkes Bier oder ein pinkelndes Männchen, vor dem Besucher in Massen für ein Foto posieren: Der Bonner Medien-Club hat sich angesichts der anstehenden Europawahl vom 6. bis 9. Juni nach Brüssel aufgemacht und sich vorm dortigen belgischen Savoir Vivre begeistern lassen.
Im Mittelpunkt stand unter Leitung des Vorsitzenden Andreas Archut das bunte Europaviertel, in dem mit riesigen Laufschriften für die Wahl geworben wird. Für den Termin macht sich auch Axel Voss aus Bonn stark, der dem Parlament seit 2009 angehört. „Ich habe das Gefühl, es war noch nie so ernst“, sagte er den 19 Mitgliedern des Bonner Medien-Clubs. Rechte Parteien bedrohten die Demokratie, zudem gebe es viele neue Parteien.
„Wir stehen vor extremen Herausforderungen“, meinte Voss angesichts der brennenden Themen wie der laufende Krieg in der Ukraine, Rüstung und Migration. Der 61-Jährige ist seit 2017 Koordinator der EVP-Fraktion im Rechtsausschuss, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres sowie stellvertretender Vorsitzender der Delegation für Australien und Neuseeland. Einer seiner Wünsche: „Mit weniger Bürokratie wäre vielen schon geholfen.“
Wer die EU besucht, meint, gleich geht es mit dem Flieder nach Bangkok oder New York – und zwar gleich mehrfach. Denn der Sicherheitskontrollen mit Leeren aller Taschen sind viele. Wer’s geduldig über sich ergehen lässt, blickt dann auch schon bald in den imposanten Parlamentssaal. Später ging es ins Parlamentarium.
Die Bonner Gruppe war auch zu Gast bei der NRW-Landesvertretung, wo die stellvertretende Leiterin Susanne Metzler davon erzählte, wie wichtig das Büro sei. „Wir sind hier Lobbyisten für die Interessen von NRW, denn die sind schon mal anders als die des Bunds“, sagte sie. Von anderen Lobbyisten erfuhr die Gruppe bei einer Führung mit kritischem Blick auf die europäischen Regierungsgeschäfte: Da ging es um die Einflussnahme von Tausenden Vertretern der Wirtschaft auf die Politik.
Eine Stadtrundgang führte vorbei am Manneken Pis, seinem weiblichen Pendant Jeanneke Pis, über den wunderschönen Großen Platz und auch entlang zahlreicher Häuser, die eine Renovierung oder einen Abriss mehr als nötig hätten. Alle bekamen Aussichten über und Einsichten in Brüssel, über seine Geschichte und mancher über seine Comickultur mit den Schlümpfen samt Tim und Struppi. Die BMCler genossen Bier, Wein, Muscheln und vor allem die Geselligkeit. Und klar: in ein paar Wochen gehen sie wählen.
Richard Bongartz
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