Bröckemännche-Preis 2019 des Bonner Medien-Clubs geht an Nike Wagner
Der Bonner Medien-Club (BMC) ehrt die Intendantin der Bonner Beethovenfeste, Prof. Dr. Nike Wagner, mit seinem renommierten Bröckemännche-Preis 2019. Das hat der Vorstand der Bonner Vereinigung von über 200 Journalisten, Pressesprechern und Medienschaffenden am 13. September 2018 bekanntgegeben. Die Auszeichnung wird jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergeben, die in guter rheinischer Manier „wider den Stachel löcken“. Die Preisverleihung findet im Januar 2019 im Rahmen des Neujahrsempfangs des BMC statt. Als Laudatorin konnte die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, gewonnen werden.
Nike Wagner (Jahrgang 1945) hat Drama im Blut – kein Wunder, ist sie doch die Ururenkelin von Franz Liszt und Urenkelin von Richard Wagner. Sie wuchs in Bayreuth auf. Sie studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, Chicago, Paris und Wien und promovierte über „Karl Kraus und die Erotik der Wiener Moderne“. Seit 1975 arbeitet Nike Wagner als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und wirkt an internationalen Symposien und Kolloquien mit. Als Autorin wurde sie bekannt durch ihre Arbeiten zur Kultur- und Geistesgeschichte der europäischen Jahrhundertwende, als Kritikerin und Essayistin durch ihre Auseinandersetzung mit Richard Wagner und Bayreuth. 2012 wurde sie mit der Honorarprofessur der Pädagogischen Hochschule Heidelberg geehrt. Von 2004 bis 2013 war Nike Wagner die künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar »pèlerinages«. Seit 2014 ist sie Intendantin des Beethovenfestes Bonn.
BMC-Vorsitzender Dr. Andreas Archut würdigte die designierte Preisträgerin für ihr ausdauerndes Wirken für das kulturelle Andenken an den bedeutendsten Sohn der Stadt Bonn: „Nike Wagner ist eine Kulturmanagerin mit Rückgrat. Sie leistet sich nicht nur einen eigenen Standpunkt, sie vertritt ihn auch unbeirrt und scheut dabei die Konfrontation nicht.“ Dazu gehört auch die Leitung der Beethovenfeste unter nicht immer leichten Rahmenbedingungen.
Das Beethovenfest, das in diesen Tagen wieder unzählige Besucher mit seinem Programm lockt, trägt die Handschrift seiner Intendantin, die zuvor Bonn nach eigenen Angaben eher mit Schwarz-Weiß-Fernsehen, Adenauer und Erhard-Zigarre assoziierte. Wagner bezeichnete das Beethovenfest in ihrem Auftaktinterview mit dem GA Bonn als „ein sehr erfolgreiches Fest, das aber trotz seiner internationalen Top-Künstler nicht wirklich internationale Ausstrahlung besitzt. Das Publikum ist hauptsächlich regional und die Pressereaktionen auch“. Durch pointierte Programmgestaltung, Projektentwicklungen und Uraufführungen sowie einen engeren Zusammenschluss der beethovenspezifischen Bonner Institutionen will sie die internationale Sichtbarkeit Bonns wieder steigern.
Streitbarkeit im besten Sinne des Wortes hat Nike Wagner immer wieder unter Beweis gestellt. Immer wieder mischte sie sich ein, wenn es in der Wagner-Familie um die weitere Ausrichtung der Festspiele und Fortführung des künstlerischen Erbes Richard Wagners ging. Der Versuch, die Festspielleitung in Bayreuth zu übernehmen, scheiterte. Bis heute begleitet Nike Wagner kritisch das Geschehen rund um den „Grünen Hügel“.
Im Jahr 2014 sah sich Wagner der geharnischten Kritik der Befürworter eines Bonner Festspielhauses ausgesetzt, weil sie öffentlich Bedenken geäußert hatte, ob die Betriebskosten des neuen Hauses zu stemmen seien. Und erst kürzlich, ausgerechnet zum Auftakt des diesjährigen Beethovenfests, das unter dem Motto „Schicksal“ steht, überraschte die Bundesstadt mit Sparplänen und dem Vorschlag, das Budget der von Wagner geleiteten Internationale Beethovenfeste Bonn GmbH um ein Viertel abzuschmelzen – ein Paukenschlag auch im Vorfeld des Festjahres 2020 zum 250. Geburtstag des großen Komponisten. Nike Wagner reagierte prompt und warnte vor dem „verheerenden Signal“, das diese Maßnahme auslösen würde. Mittlerweile klingen aus dem Stadthaus wieder versöhnliche Töne, die Kürzungspläne scheinen vom Tisch.
Die Verleihung des Bröckemännche-Preises 2019 findet vor geladenen Gästen im Rahmen des BMC-Neujahrsempfangs am Montag, 28. Januar 2019 ab 18 Uhr im Funkhaus der Deutschen Welle statt. Die Laudatio auf die Preisträgerin wird die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, halten.
Über den Bonner Medien-Club
Der Bonner Medien-Club ist die Vereinigung von mehr als 200 Mitgliedern, die als Journalisten und Pressesprecher in Bonn oder der Region leben und/oder arbeiten. Zweck des BMC ist die Pflege der Beziehungen seiner Mitglieder untereinander und zu den Behörden, Institutionen und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens in der Region. Der BMC veranstaltet Hintergrundgespräche mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Hausbesuche bei Einrichtungen in Bonn und Umgebung.
Über das Bröckemännche
Mit dem „Bröckemännche“ (Brückenmännchen) wird seit 1999 alljährlich eine Persönlichkeit aus Bonn und der Region ausgezeichnet, die „wider den Stachel löckt“, sich nicht in Schablonen pressen lässt, den Mut zum Unkonventionellen hat, gegen den Strom schwimmt etc. Alle Mitglieder des Bonner Medien-Clubs können potenzielle Preisträger nominieren. Die Auswahl trifft der Vorstand des BMC. Namensgeber des Preises ist eine Sandsteinfigur an der Bonner Kennedybrücke, deren Miniaturausgabe jährlich als Preis verliehen wird.
Das Bröckemännche wurde ursprünglich von den Bonnern am Beueler Brückenkopf der ersten Bonner Rheinbrücke installiert. Die Figur hielt mit herausgestreckter Zunge ihr Hinterteil ins Rechtsrheinische. Sie erinnerte damit an den Umstand, dass sich weder der preußische Staat, noch das damals eigenständige Beuel an den Baukosten der 1898 eröffneten Brücke beteiligt hatten. Nach der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg wurde eine Replik des Bröckemännches an der neuen Brücke angebracht. Diesmal auf Bonner Seite und mit einer neuen Ausrichtung, nämlich als „Gruß“ an das damals mit Bonn um den Regierungssitz konkurrierende Frankfurt/Main.
Zu den mit dem Bröckemännche Geehrten gehören Journalisten wie die ehemalige WDR-Intendantin Monika Piel, Politiker wie Dr. Monika Wulf-Mathies, Wolfgang Clement und Wolfgang Bosbach und Autoren wie der Arzt Dr. Manfred Lütz. Die vollständige Liste der Ausgezeichneten findet sich hier: www.bonner-medienclub.de/index.php