Kunstvoll: Spannender Besuch im LVR-Landesmuseum
Weit und breit kein Neandertaler, stattdessen Planen auf dem Fußboden und abgesperrte Räume. „Wir bereiten gerade die neue Dauerausstellung zur Kulturgeschichte im Rheinland vor“, sagte Professor Thorsten Valk, seit 1. Oktober 2020 Leiter des LVR-Landesmuseums an der Colmantstraße, bei der Begrüßung zum Hausbesuch. „Deshalb ist das hier eine Baustelle.“ Die neue Dauerausstellung, die Identität des beliebten Museums, soll im Herbst 2023 eröffnet werden und dann wieder mindestens zehn bis 15 Jahre Bestand haben. Ihr Anspruch soll laut Valk, enzyklopädisch und vielfältig zu sein.
Das mit dem Neandertaler ist 40.000 Jahre her. Wirklich der Anfang? Der erste Faustkeil im Rheinland ist laut des Museumsleiters, ein Goetheforscher, 400.000 Jahre alt. Also geht’s wohl da im kommenden Jahr los. „Es soll ein Genuss werden und ist damit Herausforderung“, so Valk.
Durch die Digitalisierung gebe es beim Publikum neue Sehgewohnheiten, man müsse anderen Ansprüchen gerecht werden. „Das Museum will heute Ort für die ganze Gesellschaft sein und nicht nur für Elite“, so Valk. Also getreu dem LVR-Slogan „Museum für alle“ – auch was Inklusion angeht.
Das kann man chronologisch machen – wie zuvor. Vom Faustkeil bis hin zur Installation von Joseph Beuys: „Und stellt fest, dass sich Anfang und Ende auf bemerkenswerte Weise ähneln…“, meinte Valck schmunzelnd. Doch man könne sich auch thematisch orientieren, dann etwa einen steinzeitlicher Kamm auf eine barocke Damentoilette legen, um Zusammenhänge aufzuzeigen. So wolle man in Bonn ein Themenmuseum mit der chronologischen Anordnung verknüpfen.
Einen Vorgeschmack auf diese Anordnung erlebten die 30 BMC-Mitglieder jetzt schon bei der Ausstellung „Augenlust? Niederländische Stillleben im Detail“. Da ging es zurück ins 17. Jahrhundert, als die Niederlande eine besondere Stellung als Global Player hatte und als äußerst fortschrittlich galten.
Neugierde weckte auch die frisch eröffnet Ausstellung „Ambiopia“ mit Werken von Heike Weber. Die Künstlerin, 1962 in Siegen geboren, hat Grafik-Design an der FH Aachen studiert und erhielt 2020 den Luise-Straus-Preis. Mit diesem Preis, der mit 5000 Euro und einer Ausstellung dotiert ist, würdigt und fördert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hervorragende Arbeiten von Künstlerinnen.
Weber widmet sich viel der Kunst am Bau, in Bonn kennt man die große Wandarbeit „Sturz des Ikarus“ im Foyer des Kunstmuseums sowie die neuen bunten Verkleidungen in den U-Bahn-Zugängen am Hauptbahnhof. Im LVR-Museum zeigt sie aufwändige Installationen, sogar mit vom Besucher beeinflussbaren Klangelementen.
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Richard Bongartz