Wo R2D2 sauber macht… – Hausbesuch im Bonner Münster
Der Hausbesuch des BMC galt einem ganz besonderen Haus, nämlich der Münsterkirche. Seit 2017 wird das rund 750 Jahre alte Gebäude einer Generalsanierung unterzogen, die nun ihrem Ende entgegengeht. Grund genug für eine große Zahl von BMC-Mitgliedern und Förderern, dem ehrwürdigen und für die Bonner Stadtgeschichte so bedeutsamen Münster einen Besuch abzustatten.
BMC-Vorsitzender Andreas Archut wies pflichtschuldigst darauf hin, dass der Besuch unter der 3-G-Regel stattfinde, was er im Hinblick auf den Genius loci mit „Getauft, Gefirmt und Geimpft“ übersetzte. Hausherr, Stadtdechant Wolfgang Picken, ließ sich entschuldigen und vertreten. Unter der Ägide der Pressesprecherin des Stadtdekanates Bonn, Ayla Jacob, auch Mitglied im BMC, und ihrer Kolleginnen erhielten die Haus-Besucher einen umfassenden Überblick zum Sanierungsstand.
Die Baustelle ließ erkennen, dass die Handwerker zu einem wirklichen Rundumschlag ausholten – von der Bemalung der Bögen, Wände, Kapitelle und Pfeiler über die Restaurierung der im 19. Jahrhundert von der saarländischen Porzellanmanufaktur Villeroy & Boch hergestellten Bodenmosaike bis hin zu den Buntglasfenstern und dem großen Kuppelmosaik im Hochchor, das Christus als Pantokrator zeigt. Für manchen BMCler war es neu zu erfahren, dass das Münster die größte Sammlung von Alabasteraltären nördlich der Alpen beherbergt. Erstaunlich auch, wie es Spezialisten gelingt, mit einem weltweit neuen, innovativen Säuberungsverfahren dem weiß schimmernden Stein zu neuem Glanz zu verhelfen. „Das kleine Gerät erinnere in Form und Größe an den aus den Star-Wars-Filmen bekannten AstroMech-Droiden R2D2“, erklärte Pastoralreferentin Carmela Verceles. Sie ließ gleich noch einen – zumindest für Kirchenmauern – ungewöhnlichen Vergleich folgen, denn unser Münster müsse zukünftig ein Korsett tragen. Mit fünf Metall-Ankern im Mittelschiff wollen die Statiker verhindern, dass die Außenmauern auseinanderdriften.
Während die Innensanierung der Basilika fast abgeschlossen ist, wird die Restaurierung der Außenhaut noch bis 2022 dauern. Dort waren die Schäden an Steinen und Fugen so groß, dass rund 80 Prozent der Steine ausgetauscht werden mussten. Wenn am Ende der Sanierung das Gotteshaus „den Menschen zurückgegeben wird“, haben die Steinmetze und Maurer also buchstäblich jeden Stein umgedreht.
Auch im Innern wird den Besuchern manches neu vorkommen, und Münster-Kenner müssen sich an Veränderungen gewöhnen. Man will auf den Windfang am Haupteingang verzichten, damit die Eintretenden die Raumwirkung der romanischen Basilika uneingeschränkt erfahren. Der erste Blick fällt dann auf die gegenüberliegende Wand, wohin der Stadtpatrone-Altar umgezogen ist. Auch die Figur des heiligen Martin erhält einen neuen Platz. Sie grüßt bald von einem Pfeiler im Mittelschiff; ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Münster das Patrozinium des populären Heiligen trägt. Die Figur der heiligen Helena wird ebenfalls einen neuen Standort an zentraler Stelle bekommen, der dem Angedenken an die Stifterin des Münsters und des Cassius-Stiftes angemessen ist.
Die Wiedereröffnung erstreckt sich schrittweise über ein ganzes Jahr: „vom Stadtpatrone-Fest zum Stadtpatrone-Fest“. Meilensteine sind nach der schon erfolgten Öffnung der Krypta die Eröffnung der Basilika mit der Besonderheit, dass im Kirchenraum zunächst weder Bänke noch Stühle aufgestellt sind, um den Kirchenraum als Ganzes und unverstellt wirken zu lassen. Ostern 2022 soll die große Klais-Orgel zum Festtags-Jubel wieder voll erklingen, und im Herbst 2022 wird auch wieder das volle Geläut aller Glocken zu hören sein, ergänzt um eine neue Corona-Glocke, die in der Tradition der Pest-Glocken an die Pandemie erinnern wird.
Prozessionen, Festhochämter, besondere Angebote für Jugendliche, Wissenschaftssymposien, Konzerte, Lichtinstallationen, Kunstausstellungen und vieles mehr werden das Festjahr füllen. Basilika, Kreuzgang und Kapitelsaal stehen als exklusive Orte auch für Advents-, Weihnachts- und Betriebsfeiern zur Verfügung. Ein Upcycling-Angebot der besonderen Art macht die Münsterpfarrei allen Kreativen, indem sie die großen handgefertigten Holzkisten, in denen die Kunstschätze während der Sanierung eingelagert waren, gegen eine Spende für Flutgeschädigte abgibt.
Mehr gibt es beim Stadtdekanat.
Wilhelm Wester