Ein neuer Turm fürs Klima – zu Gast auf dem UN-Campus Bonn
„Wenn man dieses Haus betritt, lässt man seine Nationalität draußen vor der Tür“, sagt Botschafter a.D. Harald Ganns, nicht ohne Stolz in der Stimme. Nachdem die 25-köpfige BMC-Besuchsgruppe das Kontrollhäuschen am Platz der Vereinten Nationen 1 passiert hat, öffnet sich eine andere, zugleich vielen noch fern vertraute Welt. Denn da, wo sich früher Politik und Hauptstadtjournalismus ein reges Stelldichein gaben, residieren seit nunmehr über einem Vierteljahrhundert die Vereinten Nationen. Die hatten den Bonner Medien-Club zu einem Besuch eingeladen.
Die Zahlen sind eindrucksvoll: Mittlerweile arbeiten rund 1000 Menschen für die UN in Bonn. Über 80 Prozent von ihnen sind direkt bei der Weltorganisation beschäftigt. Rund 130 Nationen sind unter ihnen vertreten. Mit dem Klimasekretariat, das rund die Hälfte des Personals der UN in Bonn ausmacht, sind insgesamt 25 UN-Institutionen in Bonn vertreten. Nr. 26 steht vor der Tür, erzählt Ganns.
Anlass des Besuchs war die Fertigstellung des Climate Towers, des neuen gläsernen Klimaturms, der sich 19 Stockwerke hoch zwischen altem Plenarsaal und dem sanierungsbedürftigen Wasserwerk über die Rheinpromenade erhebt. Noch sind nicht alle Beschäftigten des Klimasekretariats hier eingezogen. Die Besuchsgruppe fährt von der begrünten Lobby, der Orangery, erst mal ganz nach oben. Die Aussicht ist beeindruckend: Rheintal, Bonn, Posttower, Siebengebirge liegen rundherum und malerisch ausgebreitet. Die schicke Immobilie gehört dem Bund. Wie die übrigen Bauten wird sie der UN kostenfrei zur Verfügung gestellt. Und weitere Bauvorhaben sind schon in der Pipeline, denn alle bereits bestehenden Räume sind schon wieder ausgelastet.
Ob der Standort UN-Bonn Zukunft habe, wird Ganns gefragt. Er versichert: Gerade wegen des Schwerpunkts der nachhaltigen Entwicklung stünde das außer Frage. Denn der Klimawandel und die anderen Krisen werfen Probleme und Fragen auf, die die Menschheit wohl nicht schnell lösen wird.
Andreas Archut