Ganz schön laut war es beim traditionellen BMC-Neujahrsempfang am 18. Januar 2016 in der Deutschen Welle. Rund 300 Mitglieder und Multiplikatoren aus Bonn und der Region waren der Einladung des BMC gefolgt. Der Preis ging dieses Jahr stellvertretend für das laute Bonn an den Festausschuss Bonner Karneval. Monsignore Schumacher hielt dem Anlass entsprechend eine nicht nur launige, sondern auch nachdenkliche Rede.
Und die Präsidentin des Festausschusses Marlies Stockhorst, die das Bröckemännche für den Bönnschen Karneval entgegen nahm, las dem einen oder anderen in der Stadt durchaus die Leviten. Sie zeichnete ein buntes Bild von all den Aktivitäten, die den Karneval auszeichnen. Und jetzt ist auch jedem endlich klar, dass der Oberbürgermeister von Bonn lediglich der Vertreter des Prinzen zwischen Aschermittwoch und dem 11.11. ist.
Erster „immaterieller“ Preisträger
Der Bönnsche Karneval ist der erste „immaterielle“ Preisträger des Bröckemännche-Preises – denn der rheinische Karneval, zu dem er gehört, wurde 2014 zum immateriellen Kulturerbe des Landes Nordrhein-Westfalen erklärt und in Deutschlands in das neue bundesweite Verzeichnis von Traditionen und Wissensformen des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Der rheinische Karneval steht damit auf einer Stufe mit der Morsetelegrafie, der deutschen Brotkunst, dem Reetdach-Decken und über 20 weiteren Bräuchen und Traditionen auf der deutschen Liste des immateriellen Kulturerbes.
BMC-Vorsitzender Dr. Andreas Archut sagt: „Es liegt im Wesen des Karnevals, dass er stets unangepasst geblieben ist. Das passt gut zum Bröckemännche. Wir ehren nicht nur den ‚offiziellen‘, organisierten Karneval, sondern auch die ungezählten privaten und halbprivaten Karnevalsaktivitäten in der Region, wie sie in Wohnzimmern, Schulen, Kneipen oder auf der Straße stattfinden.“ Dabei gilt die Auszeichnung stellvertretend allen, die Bonn liebens- und lebenswert machen, auch wenn es dabei manchmal etwas laut zugeht.
„Darum will der BMC mit seiner Wahl auch ein Zeichen setzen gegen vorauseilenden Gehorsam am Lautstärkeregler“, erklärt Dr. Archut. „Karneval im Flüsterton – das ist schlicht nicht vorstellbar. Bonn ist eine lebendige Stadt, und das darf man ruhig auch mal hören. In seiner Fröhlichkeit ist der Karneval ansteckend und zuweilen auch laut – eine Eigenschaft, die leider in letzter Zeit in unserer Stadt zu Unrecht in Misskredit geraten ist.“
„Letztlich geht es um Toleranz“
Der Bröckemännche-Preis sei darum auch eine Ermutigung für alle, für die Lachen, Singen und Musik Ausdruck von Lebensfreude sind und nicht bloß eine „Immission“, die es zu bekämpfen gilt. Da viele Bonner sich in dieser Weise engagieren und wider den Stachel löckten, stehe die diesjährige Auszeichnung auch stellvertretend für sie alle. Letztlich gehe es dabei um Toleranz – eine typische Eigenschaft des Rheinländers, betont Dr. Archut: „Klangwellen auf dem Münsterplatz oder Open-Air-Konzerte in der Rheinaue gehören heute ebenso zu Bonn wie das Glockengeläut des Münsters und die wunderbare Musik Ludwig van Beethovens.“
Das Bröckemännche wurde ursprünglich von den Bonnern am Beueler Brückenkopf der ersten Bonner Rheinbrücke installiert. Die Figur hielt mit herausgestreckter Zunge ihr Hinterteil ins Rechtsrheinische. Sie erinnerte damit an den Umstand, dass sich weder der preußische Staat, noch das damals eigenständige Beuel an den Baukosten der 1898 eröffneten Brücke beteiligt hatten. Nach der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg wurde eine Replik des Bröckemännches an der neuen Brücke angebracht. Diesmal auf Bonner Seite und mit einer neuen Ausrichtung, nämlich als „Gruß“ an das damals mit Bonn um den Regierungssitz konkurrierende Frankfurt/Main.
Zu den mit dem Bröckemännche Ausgezeichneten gehören Journalisten wie die ehemalige WDR-Intendantin Monika Piel, Politiker wie Dr. Monika Wulf-Mathies und Wolfgang Bosbach und Autoren wie der Arzt Dr. Manfred Lütz.